Friedhof Pankow XI, ein Friedhof stirbt

Autor: Frank

Da wir die verschiedenen Friedhofs- und Trauerkulturen zu unserem Projekt gemacht haben, so zählt auch der Friedhof Pankow XI dazu.
Wie sind wir auf Diesen gekommen?
Da unser Mitglied, Daniela, aus Berlin kommt, haben wir uns in ihrem Heimatort Berlin Buch einmal umgesehen und sind so auf diesen Friedhof gestoßen. Es gibt in diesem kleinen Stadtteil 3 Friedhöfe. Aber dieser ist von den Dreien, der mit dem traurigsten Schicksal.

Aber mal von Vorne:
Jeder Einwohner dieses kleinen Ortes hatte das Recht auch dort begraben zu werden. Es gab dazu einen kleinen Friedhof rund um die Dorfkirche. Aber durch die wachsende Kolonie Buch wurde der Friedhof zu klein. Es wurde dann beschlossen, dass dort nur Bewohner beerdigt werden durften, die 40 Jahre und länger ansässig waren. So hielten sich die Beerdigungszahlen um die Schlosskirche im Rahmen. Aber nun brauchte man ja einen Neuen, der 1902/03 als Friedhof Pankow 11 beschlossen und erschaffen wurde. Durch den Ausbau des Ortes Buch zu einer Krankenhausstadt folgte dann 1908 ein noch Größerer.

Nun zu dem kleinen Friedhof:
Ohne Hintergrundwissen, nur mit unserer Neugierde bewaffnet, betraten wir den Friedhof durch das nicht mehr vorhandene Eisentor. Was wir dort sahen, ließ uns doch sehr erschrecken. Denn links hinter dem Mauerstück, an dem sich mal das Tor befand, türmte sich ein riesiger Haufen Grabsteine vor uns auf. Auch rechts daneben wuchs schon einer an. Der gesamte Eingangsbereich sah aus wie eine Baustelle. Tiefe Fahrspuren von Bulldozern. Kein Grün mehr zu sehen. Also kein Rasen oder Wege waren mehr erkennbar. Vereinzelt sahen wir ein paar Gräber. Dort war es noch grün. Und man konnte deutlich erkennen, mit wie viel Liebe diese vereinzelten Gräber noch gepflegt werden. Ein trauriges und bedrückendes Gefühl machte sich in uns breit. Ein Bild, welches man nicht so schnell vergisst.

Nun wollten wir definitiv wissen, was mit diesem armen Friedhof los war. Durch unsere Nachforschungen, erfuhren wir dann:
Er hatte eine Fläche von 0,5 ha. Auch wurde dort eine Trauerhalle aus rotem Backstein in neugotischem Baustil errichtet. Diese musste dann leider 1984/85 abgerissen werden, da sie baufällig und einsturzgefährdet war.
Seit dem Jahre 1974 werden hier keine Bestattungen mehr vorgenommen. Die Ausnahme bildeten einige Beisetzungen auf langfristig bezahlten Familiengrabstellen, die nachweislich noch Mitte der 80er Jahre stattfanden. Nutzungsrechte bestehen für den Friedhof nur noch bis 2011.

Im Oktober 2008 besuchten wir den Friedhof wieder. Vom Erscheinungsbild hat sich nicht viel geändert. Nur der Grabsteinhaufen war so gut wie weg. Aber der ganze Friedhof bot weiterhin ein sehr trauriges und vergängliches Bild.

Fazit: Alles was nicht mehr benötigt wird, wird dann doch irgendwann wegrationalisiert. Also, alles ist vergänglich.
Immer, wenn wir nach Berlin fahren, dann werden wir diesen Friedhof besuchen und weiter berichten, was draus wird.

Nachtrag: Im Sommer 2011 waren Dani und Frank wieder einmal an dem Gelände. Es war völlig überwuchert. Grabsteine konnten wir im hohen Gestrüpp, von der Strasse aus, nicht ausmachen.

PRG-HH Team 2009