Allens Ansichten

Titel: Shadows in the night

In den 70er Jahren ist einiges in meiner Familie geschehen. Nicht alles war friedlich.

Ich befand mich in einem neuen Haus mit meinem Vater und seiner neuen Frau. Sie hat einen Sohn, 3 Jahre junger als ich, und er hieß auch Allen. Daher mein Spitzname „Big Al“ in der Familie und er war „Little Al“. Wir waren dicke Freunde von Anfang an. Er hat infantile Zerebralparese. Er lebt in einem Rollstuhl. Er kann nicht gehen, sich füttern und trägt eine Windel. Obwohl er keine Wörter formen kann, verstanden wir uns blind. Deswegen passe ich mehr auf was eine Person macht als was er sagt. Körpersprache lügt nicht. Ich hab mich um ihn gekümmert. Ihm Essen und Trinken gegeben. Ihn geduscht. Seine Windel gewechselt. Und es machte mir nichts aus. Er war mein Bruder.

Mein Vater hat eine Krankheit, die ihn immer schwächer gemacht hat. Ich musste vieles im Haus machen, da er nur schwer gehen konnte. Eines Nachts als ich 13 Jahre alt war, versuchte jemand in unser Haus einzubrechen. Meine Stiefmutter drückte ihren 38 Revolver in meine Hand und schickte mich nach draußen, um den Einbrecher aufzuhalten. Von da an musste ich meine Familie beschützen und habe oft mit der Pistole das Haus gesichert.

Ich teilte ein Zimmer mit Little Al und musste auch nachts auf ihn aufpassen. Wegen seiner Krankheit hat er oft Krampfanfälle gehabt. Die Augen drehten nach oben. Sein Körper wurde starr. Oft hat es zu einem Herzstillstand geführt. Man merkte nur ein leises klickendes Geräusch, das spastisch aus seinem Mundwinkel kam. Dann musste ich hochspringen, meine Eltern rufen und versuchen ihm zu helfen. Das Geräusch vergesse ich nie.

Eines Nachts bin ich wegen ihm wach geworden. Im ersten Moment dachte ich, es wäre einen Krampfanfall. Aber als ich zu ihm blickte, hab ich gesehen dass er voll bei sich war.... und starr vor Angst. Er sah mich mit weit aufgerissenen Augen an und hat immer wieder zur Tür gesehen. Er wollte schreien, aber konnte nur kleine Umlaute äußern.

Dann habe ich die Stimme gehört. Sie kam von dem Türeingang, den ich nicht von meinem Bett sehen konnte aber Little Al war direkt davor. Die Stimme war tief und hat ohne Pause geschimpft, angeschrien und gedroht. Jemand ist eingebrochen!

Ich sprang schnell aus meinem Bett, holte mir meinen Baseball Schläger aus dem Schrank und lief zur Tür. Was da stand hat mich geschockt! Es war nur ein dunkler Schatten eines Menschen! Ich konnte kein Gesicht erkennen! Ich konnte nichts erkennen, außer das es eine menschliche Form hatte! Ich schlug zu, aber es war schneller und flog den Flur runter. Ich lief voller Wut und Angst hinterher. Es ging um eine Ecke im Flur und ich hab ihn gleich gehabt... da stand meine Schwester. „Geh wieder ins Bett, Allen. Alles ist gut.“ Ich war so verblüfft, dass ich nichts sagen konnte und bevor ich das schaffte, war sie schon längst wieder weg.

Ich kehrte zurück zu Little Al und wir haben darüber gesprochen. Ich blieb auf seinem Bett und beruhigte ihn bis er wieder einschlief. Danach habe ich mich auf mein Bett gelegt und bin irgendwann eingeschlafen. Am nächsten Morgen habe ich gleich an das Erlebnis gedacht. Little Al schlief noch. War es ein Traum? Mein Baseball Schläger lag neben meinem Bett. Zufall? Ich stand auf, machte mich für die Schule fertig und ging los. Als ich nachmittags wieder Heim kehrte, wartete meine Stiefmutter auf mich. „Was ist heute Nacht passiert?“ Ich sah sie erst verdutzt an, aber dann fiel mir alles ein. Ich erzählte ihr alles. „Das ist genau was Little Al mir heute morgen erzählt hat“. Wir warteten auf Little Al, da er noch in der Schule für Schwerbehinderte war und dann redeten wir darüber. Als meine Schwester nach Hause kam, bedankte ich mich bei ihr für ihre Hilfe. „Hä? Ich schlief die ganze Nacht“ sagte sie.

Was ist in der Nacht passiert? Zwei Leute mit dem gleichen Alptraum? Bis aufs kleinste Detail gleich beschrieben? Höchst unmöglich. Und am Morgen lag mein treuer Baseball Schläger neben meinem Bett. Schattenmensch? Hat das Wesen sich in die Person geändert die ich am meisten liebte und vertraute - meine Schwester? Was wäre so feige kleine, schwerbehinderte Kinder verbal angreifen? Wir haben unsere eigene Idee gehabt und nach jahrelanger Recherche hat es sich bestätigt. Nur ein Wesen ist dazu fähig.

Allen
02.12.2013
©PRG-HH